Magic Cocoon im REFLEKTARIUM

U1, Freudenbergpassage, Kempten 2019-2020

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Hashtag-Head

Das Konzept "REFLEKTARIUM": Eine eher ungern begangene Unterführung, unter der Schwerlast-Betondecke einer Verkehrskreuzung, seltsam versetzten Schaufensterwände, hallender Klang, unwirtliche graue Tristesse. Entdeckt für Kunstausstellungen von der Künstlergruppe K.Art.on. Durch sie wurde es wieder zu einem frequentierten öffentlicher Raum. A.R. Nebas entwickelte dafür das Konzept „Reflektarium“, der dieses unterirdische Areal mit aufwändig montierten Spiegelwänden (K.Art.on), in eine irritierend reflektierende Entgrenzung verwandelte. Als Logo erdachte er dafür den „Hashtag-Head“, als das Symbol für die allgegenwärtig kommunizierende Zeit. Der sitzt wie ein Vogel auf dem Gerüst über den Zugängen zur Unterführung. In seinen drei Gesichtsprofilen, die in drei Richtungen blicken, verschmelzen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Symbolisch. Das Leben als "Baustelle des Wandels", der Metamorphose. Ein neuer Freiraum für Kunst Untererde.

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magic cocoon

Teaser: Simon Niedermaier

magic cocoon, die Animationsclips

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magic cocoon, der verspiegelte Kokonkörper mit Eingang


Als Sinnbild für den Reflexionsmittelpunkt entwickelte A.R. Nebas einen organisch geformten Kokonkörper, vollflächig aus Spiegelacrylplatten, der den ganzen Raum ausserhalb wiedergibt, den „magic cocoon“. In seinem umseitig verspiegelten Eingang reflektierte sich der Eintretende bis ins Endlose. Nach oben, nach unten und zu den Seiten, die "optische Echokammer" als Verweis auf sozialen Netzwerke? Es wurde ein Publikumsmagnet und Selfie-Hotspot. In Augenhöhe angebracht, ein Monitor, der seine animierten Trickfilme als Spiegelbild-Avatare des Hineinschauenden zeigte. So sieht er sich gespiegelt und in den Clips gezeigte innere Wandlungsprozesse werden zu den eigenen. Der Monitor wird zur Bühne der Metamorphose. Fantastisch bis ironisch groteske Bildsequenzen lassen Entwicklungsgeschichten entstehen. Aus vielen hundert Einzelfotos wird ein Bildfluss. Titel wie „Metamorph“ und „Farbenbekenntnis“ verweisen auf inhaltliche Aspekte. In seiner Filmmusik spricht er den Betrachter direkt an. Ein chorales „Du!“ wird zum pointierten Rhythmus, ein „Na Du?“ windet sich als Echoloop in psychedelische Klangtiefen. "Wer warst du?", "Wer bist du? und "Wer willst du werden?", existenzielle Fragen nach persönlicher Entwicklung und Identität. Der Lebensweg spiegelt sich in der labyrintischen Banderole des "magic cocoon", die sich in Warnfarben über die verspiegelte Außenhaut gebogen sind. Zur persönlichen Baustelle des Wandels werden. Wie auch im Symbol des 3d-"Hashtag-Head", der Dreigesichtige, der die Prozesse der Wandlungen, in der Vergangenheit, im Jetzt und der Zukunft visualisiert.

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Der Lebensweg, ein Labyrinth, die Baustelle des Wandels

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Die Idee der Metamorphose als Baustelle des Individuums, und die Person als Teil der Gesellschaft im Wandel? In Baustellen-Warnfarben mäandern dann auch seine umlaufenden Labyrinth-Banderolen, oben und unten, die den Lebensweg als Umbauprozesse des Menschen thematisieren. Dazwischen die gebogene Zerrspiegel als Außenhaut der Kokon. Sie wurden in der Schlussphase collageartig mit seinen Reiseerlebnissen erweitert. Das "Erfahren" der Welt spiegelt sich auch im Menschen wider. Alles in Allem, eine multimedial angelegte Mensch-Zeit-Raum-Installation die einlud, sich mit sich Selbst als Wesen der Verwandlung zu beschäftigen. Eine architektonisch inszenierte Metamorphose, die spielerisch Elemente der Computergrafik mit seinen Zeichnungen, Fotografien, Malerei, Trickfilm, Text und Musik zu einem symbiotischen Erlebnisraum verflechten. So gerieten auch die Passanten durch ihre Selbstspiegelungen unversehens in optische Überschneidungen nicht nur mit sich selbst, sondern auch den umseitig in teilverspiegelten Schaufenstern ausgestellten Kunstwerken der Künstlergruppe K.Art.on und Gästen. Wurden selbst zu Mitwirkenden. Ein stetiges Interagieren, Verzerren und Verwandeln. Und das alles in Kempten, der wohl ältesten Stadt Deutschlands, was dem gesellschaftlichen Zeit-Raum-Aspekt noch eine weitere Finesse verlieh.

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Ganz großen Dank an die Künstlergruppe K.Art.on e.v. und Traudl Gilbricht, für die tatkräftige Mitwirkung und heldenhaften Einsatz. Und natürlich die großzügigen Sponsoren: die Stadt Kempten, die Sozialbau und Kulturfonds Bayern, die dieses Projekt ein Jahr lang monetär unterstützt und begleitet haben.